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Vom Verlangen und dem richtigen Maß


Bekannte deutsche Yoga-Lehrende im Interview über yogische Ernährung:
Dr. Ronald Steiner, Gabriela Bozic, Madhavi Guemos und Dr. Patrick Broome
Keine leichte Übung: Dr. Ronald Steiner in einer Armbalance für sehr fortgeschrittene Yogis. Die richtige Nahrung hilft ihm, stabil und leicht zugleich zu sein.
Keine leichte Übung: Dr. Ronald Steiner in einer Armbalance für sehr fortgeschrittene Yogis. Die richtige Nahrung hilft ihm, stabil und leicht zugleich zu sein.
Keine leichte Übung: Dr. Ronald Steiner in einer Armbalance für sehr fortgeschrittene Yogis. Die richtige Nahrung hilft ihm, stabil und leicht zugleich zu sein.
[02/18] Welche Rolle die Ernährung im Yoga spielt und was Essen, Yoga und Freiheit miteinander zu tun haben, hat die Yoga-Lehrerin und Autorin Stephanie Schönberger für Rapunzel recherchiert - und dazu bekannte deutsche Yoga-Lehrende gefragt.

Und da Dr. Ronald Steiner, Gabriela Bozic, Madhavi Guemos und Dr. Patrick Broome viel mehr aus ihrer Erfahrung zu berichten hatten, als in den vorgesehenen Artikel passte, veröffentlichen wir hier gern die Interviews in voller Länge.
mehr zum Thema: 'Yoga, Essen & Freiheit'

Dr. Patrick Broome, Yoga-Lehrer aus München und Yogi der Deutschen Fußballnationalmannschaft

"Ich verwehre meinem Sohn kein Schnitzel"


Dr. Patrick Broome
Yoga-Lehrer aus München und Yogi der Deutschen Fußballnationalmannschaft


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Gabriela Bozic, Mitbegründerin und Leiterin der Jivamukti-Yogastudios in München

"Frisch, naturbelassen und in Maßen"


Gabriela Bozic
Mitbegründerin und Leiterin der Jivamukti-Yogastudios in München
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Dr. Ronald Steiner, Arzt für Sportmedizin und Ashtanga-Yoga-Lehrer aus Ulm

"Folge deinem Verlangen!"


Dr. Ronald Steiner
Arzt für Sportmedizin und Ashtanga-Yoga-Lehrer aus Ulm


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Madhavi Guemos, Meditations- und Yoga-Lehrerin, Autorin und Bloggerin von www.kaerlighed.de aus Berlin

"Ohne ausgeglichene Ernährung keine Ruhe"


Madhavi Guemos
Meditations- und Yoga-Lehrerin, Autorin und Bloggerin von www.kaerlighed.de aus Berlin


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"Ich verwehre meinem Sohn kein Schnitzel"


Dr. Patrick Broome, Yoga-Lehrer aus München und Yogi der Deutschen Fußballnationalmannschaft

Dr. Patrick Broome, Yoga-Lehrer aus München und Yogi der Deutschen Fußballnationalmannschaft

Was haben Yoga und Ernährung miteinander zu tun?


Ich glaube nicht, dass wir zwischen yogischer und unyogischer Ernährung unterscheiden sollten. Ziel des Yoga ist es, jede Art von Trennung aufzuheben und Einheit zu erfahren. Allerdings können wir sehr wohl zwischen gewaltfreier Nahrung und einer Ernährungsform unterscheiden, die auf Leid und Ausbeutung anderer Lebewesen basiert. Und so haben sich viele Yogis seit Urzeiten für eine pflanzliche, vegetarische Ernährung entschieden. Die vegane Ernährung ist eine recht moderne Strömung im Yoga, die natürlich viel mit der Massentierhaltung und der damit verbundenen Qual der sogenannten Nutztiere zu tun hat. Traditionell war Milch in Indien jedoch immer ein Bestandteil der Ernährung der Yogis.

Die weitreichenden negativen Folgen der heutigen Massentierhaltung für Mensch, Tier und Umwelt dürften mittlerweile hinreichend bekannt sein. Und als Yogis wissen wir, dass wir mit unserem täglichem Lebensstil vorangehen müssen, wenn wir etwas auf diesem Planeten positiv beeinflussen wollen, wie den Klimawandel. Ernährung und Konsumverhalten sind dabei ganz gewichtige Einflussgrößen.

Wie hält die es denn die Deutsche Fußballnationalmannschaft mit der Ernährung?


Ich kenne unter den Fußballern keinen Vegetarier oder Veganer. Die meisten verzichten aus gesundheitlichen Gründen weitestgehend auf Milchprodukte, essen aber Fleisch und/oder Fisch. Unser ehemaliger Koch Holger Stromberg hat immer höchsten Wert auf hochwertige, biologische Qualität gelegt und ab und zu fleischfreie Tage während eines Turniers eingebaut.
 

Worauf legst du beim Essen für deine Kinder Wert?


Meine beiden Kinder wachsen überwiegend vegan/vegetarisch auf. Aber ich werde nie vergessen, wie glücklich mein Sohn war, als er mit etwa vier Jahren das erste Mal bei Bekannten in eine Schinken-Semmel biss. Und auch mit acht Jahren verwehre ich ihm kein Schnitzel. Wir werden niemals sowas zu Hause kochen, er weiß genau, warum ich es nicht esse. Aber wenn er sich das auswärts oder bei Freunden bestellen möchte, dann werde ich ihm das nicht verbieten. Im Yoga geht es für mich um Toleranz, Großzügigkeit und Offenheit. Das lässt sich für mich nicht mit Dogmatismus vereinbaren. Ich schau, dass ich ihm frisches, gesundes vegetarisches Essen möglichst schmackhaft mache, aber wenn er was anderes mag, dann akzeptiere ich das.

"Frisch, naturbelassen und in Maßen"


Gabriela Bozic, Mitbegründerin und Leiterin der Jivamukti-Yogastudios in München

Gabriela Bozic, Mitbegründerin und Leiterin der Jivamukti-Yogastudios in München

Was haben Yoga und Ernährung miteinander zu tun?


Eine vollwertige, genussvolle und gewaltfreie Ernährung, die nicht nur den Körper, sondern auch den Geist und die Seele nährt. Wir Yogis nennen sie sattvisch (rein und einfach). Sprich: Das Essen soll lecker schmecken, so frisch und naturbelassen wie möglich sein und man soll in Maßen essen. Wenn wir zu viel essen, werden wir träge. Wenn wir zu wenig essen, haben wir nicht genügend Kraft, um unser Leben positiv zu gestalten.

Es ist eigentlich ganz einfach: Das Essen, das den Körper übersäuert, emotional aufwühlt, den Verstand träge macht und kein Prana (Lebensenergie) hat, ist auf Dauer schlecht für unsere Gesundheit, unsere Lebensqualität und unseren Planeten. Dazu gehören der übermäßige Fleischkonsum, unreife, faule und verkochte Lebensmittel oder Fertiggerichte, zu scharf gewürztes Essen, raffinierter Zucker und weißes Mehl. Aber auch zu hastiges oder unregelmäßiges Essen.

Auf was möchtest du bei deinem Sohn achten?


Am wichtigsten wäre es mir, dass er nicht so viel Zucker isst. Zucker bringt so viel durcheinander in uns. Damit meine ich raffinierten Zucker und die konventionellen Kindersüßigkeiten, nicht alles Süße. In Anbetracht der Tatsache, wie viel unnötiges Leid und Umweltschäden die Fleisch- und Milchindustrie anrichtet, hoffe ich auch, dass ich ihn weitgehend fleischfrei ernähren kann.

"Folge deinem Verlangen!"


Dr. Ronald Steiner, Arzt für Sportmedizin und Ashtanga-Yoga-Lehrer aus Ulm

Dr. Ronald Steiner, Arzt für Sportmedizin und Ashtanga-Yoga-Lehrer aus Ulm

Was haben Yoga und Ernährung miteinander zu tun?


Das grundlegende Ziel des Yoga ist es, seine wahre Natur oder – anders gesagt – die Essenz in sich selbst zu erleben. Diese erkennen wir ganz natürlich, wenn wir uns in einer ganzheitlichen Balance befinden. Auch die körperliche Harmonie ist ein essentieller Teil dieser ganzheitlichen Balance. Sie ist für ein Erleben auf allen Ebenen unseres Seins nötig. An diesem Punkt kommt die Ernährung ins Spiel. Denn unsere Nahrung beeinflusst Körper und Geist zugleich.
 

Was isst du?


Was Nahrung angeht, bin ich experimentierfreudig und folge keinen dogmatischen Regeln. Vielmehr ist es mein Leitfaden, meinem Körper das zu geben, was sich für mich in der jeweiligen Situation – und auf der Yogamatte am nächsten Morgen – gut und stimmig anfühlt.
Durch meine sehr regelmäßige Yogapraxis erlebe ich allerdings die Auswirkung von Nahrungsmitteln auf Körper und Geist direkt. Daraus entsteht für mich eine auf reichlich frischen und natürlichen Lebensmitteln basierende Ernährung. Keimlinge (u.a. Amaranth, Kresse), nur leicht angekeimte Saaten (u.a. Linsen, Buchweizen, Sonnenblumenkerne, Mungbohnen) sowie durch Einweichen aktivierte Nüsse (u.a. Mandeln, Haselnüsse) spielen eine wesentliche Rolle. Ich liebe auch Trockenfrüchte. Am besten schmecken sie mir, wenn ich sie vor dem Verzehr einweiche. Kokosöl und Nussmus geben mir viel Energie.

   
Was ist dein essentieller Ernährungstipp?


Folge Deinem Verlangen! Ich weiß, das klingt seltsam. Denn es ist im Grunde genommen die Anti-Ernährungsregel. Doch die Evolution hat den Menschen mit einem untrügbaren Ernährungsinstinkt ausgestattet. Unsere Vorfahren konnten sich ohne Nährwerttabellen optimal mit allen Nährstoffen versorgen. Dieser Instinkt funktioniert bis heute perfekt. Problematisch wird es erst dann, wenn wir diesen Instinkt – sei es bewusst oder unbewusst – ausblenden. Industriell hergestellte Nahrung und stark veränderte Lebensmittel etwa verwirren ihn. Wenn Du nach dem Essen noch Appetit hast, oder die Sättigung nur kurz anhält, stimmt etwas nicht! Auf dem richtigen Weg bist Du, wenn Du Dich nach jeder Mahlzeit rundum glücklich und zufrieden fühlst. So einfach kann (gesunde) Ernährung sein!

"Ohne ausgeglichene Ernährung keine Ruhe"


Madhavi Guemos, Meditations- und Yoga-Lehrerin, Autorin und Bloggerin von www.kaerlighed.de aus Berlin

Madhavi Guemos, Meditations- und Yoga-Lehrerin, Autorin und Bloggerin von www.kaerlighed.de aus Berlin

Was bedeutet Ernährung für dich?


Ernährung ist für mich nicht nur das, was wir futtern. Ich finde es sehr wichtig, sich auch darum zu kümmern, was uns im Allgemeinen nährt. Mit welchen Menschen umgebe ich mich, was lasse ich an mich ran? Generell lasse ich alles ziehen, was mich nicht nährt oder mich abhält, mich in meine Mitte zu begeben. Wenn ich mich nicht ausgeglichen ernähre, dann kann ich noch so lange meditieren und komme nicht zur Ruhe. Ernährung ist auch ein wichtiger Teil der spirituellen Praxis, die man nicht unterschätzen sollte.
 

Gibt es eine für Yogis typische Ernährung?


Nein. Jeder sollte für sich herausfinden, was gut für ihn ist. Für mich ist es die makrobiotische Ernährungsweise, für andere vielleicht Clean Eating. Ich versuche so zu essen, dass ich meine Klarheit und Gelassenheit unterstütze. Auch ernähre ich mich seit über 20 Jahren vegan. Das tut meinem Körper und meiner Seele gut.

Was ist Makrobiotik und was hat das mit Yoga zu tun?


In der Makrobiotik isst man wenig verarbeitete Nahrungsmittel und achtet darauf, welche überhaupt zu unserer Klimazone und Lebensweise passen. Das ist für mich ein sehr kluger Weg zurück zur Mitte. Wir laufen hektisch durch den Alltag, stopfen hier und da Franzbrötchen in den Mund und wundern uns, warum wir so gestresst sind. Viele Menschen wissen gar nicht, dass das innere Gefühl oft damit zusammenhängt, was wir zu uns nehmen und vor allem WIE wir essen. Auch kann man sich zwar wunderbar vegan ernähren, aber doch nur Müll zu sich nehmen – denn die ganzen Zusatzstoffe in manchen veganen Fertigprodukten sind wirklich zum Haare raufen.
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