Welche Ernährung kann meine Immunkraft stärken? Worauf muss ich achten, wenn ich zu Diabetes | 29 Vor allem in Zeiten viraler Infektionen ist ein gut funktionierendes Immunsystem wichtig. Eine vollwertige, pfl anzliche Ernährungsweise mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen kann dabei helfen, die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken. Besonders die darin enthaltenen Vitamine E, B6, C und Folat sowie die Mineralstoffe Eisen, Zink und Selen sind in unterschiedlichem Maße essenziell für die Bildung und Aktivität verschiedener Immunzellen, beispielsweise der T-Lymphozyten. Zudem hat die Art und Menge der Darmbakterien, auch Mikrobiom genannt, einen Einfl uss auf unser Immunsystem. Eine ballaststoffreiche Ernährung wirkt sich positiv auf die Bakterienzusammensetzung in unserem Darm und deren Stoffwechselaktivität aus. Studien zeigen, dass Vegetarier und Veganer eine größere Bakterien vielfalt und oft eine günstigere Zusammensetzung des Darmmikrobioms aufweisen als Mischköstler. Gibt es Lebensmittel, die das Herz schützen? Ja, hier sind vor allem Nüsse zu nennen. Nüsse sind die Lebens- mittelgruppe, die in Studien den stärksten Schutzeffekt vor Herz- erkrankungen zeigt. Und die nächste gute Nachricht: Es gibt kei- nen Zusammenhang zwischen Nussverzehr und Übergewicht. Im Gegenteil, wer mehr Nüsse isst, ist im Durchschnitt schlanker als diejenigen, die wenig Nüsse essen. Das liegt unter anderem an der günstigen Fettsäurenzusammensetzung und der hohen Sättigungs- wirkung von Nüssen. Zudem nehmen wir beim üblichen Kauen nicht die komplette Energie auf, die in den Nüssen enthalten ist. Was kann Entzündungs- prozessen im Körper entgegenwirken? Positive Wirkung auf Entzündungspro- zesse zeigen verschiedene sekundäre Pfl anzenstoffe. Hierzu zählen vor allem Sulfi de in Zwiebelgewächsen, Flavonoide in Äpfeln, Birnen, Beeren, Grünkohl, Kakao oder schwarzem und grünem Tee sowie An- tioxidantien wie β-Carotin, Vitamin C und Vitamin E. Auch verschiedene Mineralstoffe wie Magnesium, Zink und Selen sowie Bal- laststoffe wirken entzündungshemmend. Wichtig sind auch die Omega-3-Fettsäuren, denn sie dienen als Ausgangssubstanz für ent- zündungshemmende Eicosanoide. Gute Quellen für die Omega-3-Fettsäure α-Linolensäure sind bei- spielsweise Leinöl, Hanföl, Rapsöl und Walnüsse. Auch verschiedene Gewürze enthalten entzündungshemmende Inhaltsstoffe, wie etwa Zimt, Kurkuma und Chili. oder Bluthochdruck neige? Bei allen ernährungs(mit)bedingten Erkrankungen wie Typ-2- Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen werden vor allem zwei Dinge empfohlen: eine Normalisie- rung des Körpergewichts, also meistens eine Gewichts- reduktion, sowie eine vollwertige pfl anzenbasierte Ernäh- rung. Studien zeigen bei diesen Erkrankungen gute Erfolge mit einer Umstellung auf vegetarische oder vegane Kost. Auch für die Prävention gilt: pfl anzenbasiert, viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse. Wann und wie viele Mahlzeiten pro Tag sind am besten? Hier gibt es keine pauschalen Empfehlungen. Bei wenig körperlicher Arbeit bzw. wenig Bewegung sind drei Mahlzeiten am Tag oft ausreichend und Zwischenmahlzeiten nicht erforderlich. Bei körperlich anstrengender Arbeit und/oder bei höherer sportlicher Aktivität können Zwischenmahlzeiten und Snacks sinnvoll sein, um den höheren Energiebedarf zu decken. Auch wann die Mahlzeiten am Tag verzehrt werden, muss jeder für sich ausprobieren. Aktuell gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, dass sich die Mahlzeitenhäufi gkeit auf die Gewichtsregulation auswirkt. Worauf muss ich als Veganer achten, wenn ich eher zu- als abnehmen möchte? Um zuzunehmen, muss die Energiezufuhr höher als der Energieverbrauch sein. Damit eine höhere Energiezufuhr bei einer veganen Ernährung erreicht wird, sollte man vermehrt energie reiche und gleichzeitig nährstoffdichte Lebensmittel verzehren, beispielsweise Vollkornprodukte (z. B. Vollkornbrot, Vollkornnudeln), energiereiches Obst wie Bananen, Mango oder Trauben sowie Trockenfrüchte. Außerdem sollte die Fettzufuhr erhöht werden, denn Fette enthalten pro Gramm etwa doppelt so viel Nahrungsenergie wie Kohlenhydrate. Neben nativen pfl anz- lichen Ölen eignet sich auch der Einsatz von Nussmusen, die beispielsweise als Brotaufstrich oder in Soßen verwendet werden können. Gegebenenfalls können zusätzlich Zwischenmahlzeiten mit energiereichen Snacks (z. B. Nüsse, Avocado, Frucht- und Energieriegel) eingebaut werden. Vita Prof. Dr. Markus Keller ist Gründer des Instituts für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE) in Gießen. Von 2016 bis 2020 leitete er als verantwortlicher Hochschullehrer den B.A.-Studiengang Vegan Food Manage- ment an der Fachhochschule des Mittel- stands (FHM). Im Jahr 2018 wurde er dort zum weltweit ersten Professor für Vegane Ernährung berufen. Mehr über Prof. Dr. Markus Keller und seine Arbeit fi nden Sie hier: Institut für alternative & nachhaltige Ernährung: www.ifane.org