2 | HAND IN HAND r e l d A t k i d e n e B : o t o F Liebe Kundin, lieber Kunde, „Bio für dich. Fair für mich.“ Dieser Satz fasst die Grundlage un- seres unternehmerischen Handelns zusammen – insbesondere mit und gegenüber unseren Erzeugern in Ländern des Südens (soge- nannten Entwicklungsländern). Denn gerade dort wird oft Preis- druck auf die landwirtschaftliche Produktion ausgeübt, der Not bei den Menschen und Umweltschäden verursacht. Wir bei Rapunzel handeln anders. Hohe Qualität unserer Bio-Pro- dukte ist uns ebenso wichtig wie die Qualität der Zusammenar- beit. Unsere Werte haben wir im fi rmeneigenen HAND IN HAND- Programm nachvollziehbar und verbindlich verankert. HAND IN HAND steht seit Jahrzehnten erfolgreich für langfristige, direkte Lieferbeziehungen zu transparenten und fairen Konditionen. Ich bin selbst immer wieder vor Ort bei unseren Partnern, um mich davon zu überzeugen. Das war mir von Anfang an eine Herzens- angelegenheit. Heute bin ich besonders stolz darauf, dass wir mittlerweile mit 18 HAND IN HAND-Partnern aus 16 Ländern vertrauensvoll zusam- menarbeiten. Alle unsere Lieferanten, ihre fair gehandelten Bio- Produkte und die Kriterien unseres HAND IN HAND-Programms fi nden Sie auf den folgenden Seiten übersichtlich zusammenge- stellt. Joseph Wilhelm Gründer und Geschäftsführer Werfen Sie mit dieser Broschüre einen Blick hinter die Kulissen und lassen Sie uns gemeinsam für faire Werte eintreten und so einen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten.

4 | HAND IN HAND-Programm Ökologie & Fairer Handel HAND IN HAND (HIH) ist das fi rmeneigene und zugleich extern zertifi zierte Fair- handels-Programm von Rapunzel. Es folgt der Grundüberzeugung, dass ökologische Nachhaltigkeit immer auch ökonomische und soziale Nachhaltigkeit braucht – diese gehen „Hand in Hand“. Unser Programm verknüpft deshalb den Gedanken des Fairen Handels mit dem ökologischen Landbau. Der HAND IN HAND- Mehrwert Fairer Handel bedeutet vor allem, dass die Rohwaren direkt und ohne Zwischenhändler bezogen werden. Die Lieferanten profi tieren von den langfristigen Handelsbeziehungen und Abnahmegarantien (Jahresverträge). Rapunzel bezahlt Preise über dem durchschnittlichen konventionellen Marktniveau sowie eine Bio- und HAND IN HAND-Prämie und berät bei Bedarf in Fragen der Verarbeitung, des ökologischen Anbaus und zu Themen der Qualitätssicherung. Im Gegenzug gewährleisten unsere HAND IN HAND-Lieferanten die Einhaltung nationaler sozialer Standards bei der Beschäftigung ihrer Arbeiter und 100 % Bio-Qualität. HAND IN HAND-Kontrolle: lückenlose Überprüfung Jeder Lieferant wird alle zwei Jahre auf die Ein- haltung der HAND IN HAND-Kriterien überprüft. Rapunzel koordiniert die Inspektion, ein unab- hängiger, externer Inspektor führt sie anhand eines eigens dafür entwickelten Fragenkatalogs durch. Dieser überprüft u.a. die Rohstoff-Preise, die der Lieferant den Produzenten für die Roh- ware bezahlt, die Lohnstruktur, Sozialversiche- rung, Gesundheitsvorsorge und die Arbeitsbe- dingungen beim jeweiligen Lieferanten. Wissen, wo es herkommt. Rapunzel pfl egt den direkten Kontakt mit seinen HAND IN HAND-Partnern. Die Inspektion umfasst die gesamte Produktions- kette inklusive Vorlieferanten (Bauern) und Un- terauftragnehmern (z.B. Verarbeiter). Die Zer- tifi zierung der HAND IN HAND-Lieferanten erfolgt durch eine externe Zertifi zierungsstelle. Rapunzel übernimmt dabei den fi nanziellen Mehraufwand für die Inspektion und Zertifi - zierung. Damit entstehen für die Partner keine zusätzlichen Kosten. Transparenz des Warenfl usses ist eine Grundlage von Rapunzels Fairhandels-Programm HAND IN HAND.

6 | HAND IN HAND-Programm Die HAND IN HAND-Kriterien Rapunzel Naturkost garantiert: 1. Langfristige Handelsbeziehungen, die unseren Lieferanten die Sicherheit und die Möglichkeit geben, in die Qualitätsverbesserung ihrer ökologischen Produktion und Verarbeitung zu investieren. 2. Rückverfolgbarkeit durch den direkten Kontakt zu den Lieferanten und damit Transparenz im Warenfl uss. 3. Abnahmegarantien, die ein wesentlicher Bestandteil der jährlichen Verträge sind und die unmittelbare Zukunft für beide Seiten besser kalkulierbar machen. 4. Faire Produktpreise über dem durchschnittlichen Marktniveau. Der von Rapunzel und den HAND IN HAND-Lieferan- ten vereinbarte und gezahlte Preis enthält eine Bio- und eine HAND IN HAND-Prämie. Letztere kommt direkt der Arbeiter- und Bauerngemein- schaft zugute. 5. Unterstützung und Beratung der HAND IN HAND-Partner bei Bedarf in Fragen des ökologischen Anbaus, der Verarbeitung, der Qualitätssicherung und der Vermarktung durch eigene Mitarbeiter oder externe Berater. 6. Förderung gemeinnütziger Projekte durch die HAND IN HAND-Prämie und darüber hinaus mit Geldern aus dem HAND IN HAND- Fonds. Der Fonds wird gemeinsam von Rapunzel und der Deutschen Umwelthilfe e. V. geführt. Durch die geförderten Projekte können in sozialen und ökologischen Bereichen noch mehr Menschen vor Ort erreicht werden. 7. Kostenübernahme für die HAND IN HAND-Inspektion und -Zertifi - zierung durch Rapunzel. 8. Vorfi nanzierung und Kredite können von HAND IN HAND- Lieferanten, Kleinbauern-Kooperativen/ -Assoziationen sind, bei Rapunzel Naturkost beantragt werden. die 9. Labeling/Kennzeichnung Rapunzel Produkte tragen das HAND IN HAND- Siegel auf der Vorderseite, wenn mehr als 50 % der verwendeten Rohstoffe von HAND IN HAND-Lieferanten stammen und gemäß den HAND IN HAND-Konditionen bezogen wurden. Monoprodukte enthalten zu 100 % HAND IN HAND-Rohstoffe. Eine unabhängige Kontrolle garantiert die Einhaltung der HAND IN HAND-Kriterien durch Rapunzel und seine Partner. Bildung für alle statt Kinderarbeit.

8 | HAND IN HAND-Partner Unsere HAND IN HAND-P Kaffee von Hawit Caffex von Conacado Datteln von CCF Burkina Faso Ghana Honduras Dominikanische Republik Costa Rica Ecuador Peru Brasilien Bolivien Paraguay Vollrohrzucker von Assukkar Palmöl von Natural Habitats Kaffee & Kakao von Norandino Pekannüsse von Topará Cristallino- & Vollrohrzucker von Manduvirá Kakao von El Ceibo

10 | HAND IN HAND-Partner Achal Bio-Cashewkerne aus Indien Achal ist ein familiengeführter Verarbeitungsbetrieb im Westen Indiens mit ca. 800 festangestellten Mitarbeitern. Aus den indischen Bundesstaaten Maharashtra und Goa bezieht er von ca. 6.000 Bio-Bauern Cashewnüsse in bester Qualität. Rapunzel verarbeitet bereits seit 1996 Achals Cashewkerne, seit 2004 ist der Betrieb HAND IN HAND-Partner. Eine Nuss pro Frucht Der Cashewbaum gehört zur gleichen Familie wie der Mango- oder der Pistazienbaum. Die Haupterntezeit reicht von Februar bis Ende April. Pro Baum werden durchschnittlich 12 bis 15 kg Nüsse geerntet. Das Besondere: Die Nüsse wach- sen außen an den sogenannten Cashewäpfeln, immer nur eine Nuss pro Frucht. Von Achal erhalten die Kleinbauern kosten- lose Beratung und Fortbildungen, aber auch Abendschulen und medizinische Versorgung. Außerdem gibt Achal Anreize, dass die Bauern andere Baumarten zwischen ihren Cashewbäu- men pfl anzen für eine höhere Bio-Diversität. Sorgfältige Verarbeitung Nach der Ernte werden die rohen Nüsse zur Wei- terverarbeitung zu Achal gebracht. Dort trock- nen sie zunächst im Hof an der Sonne und wer- den anschließend mit Dampf erhitzt, damit die harte Schale leichter vom empfi ndlichen Kern entfernt werden kann. Außerdem ist das Erhit- zen erforderlich, damit die sehr scharfen Säuren in der Schale inaktiviert werden und die Nüsse danach bedenkenlos von Hand weiterverarbeitet werden können. Denn nachdem die Nüsse mit einer Maschine geknackt und in einer heißen Kammer leicht ge- trocknet werden, ist nochmals einiges an Hand- arbeit notwendig. Die Kerne werden enthäutet, sortiert und zum Transport verpackt. Beim Cashewapfel wächst der Kern außerhalb der Frucht. Die Cashewkern-Ernte erfolgt im Frühjahr.

12 | HAND IN HAND-Partner CCF Bio-Datteln aus Tunesien Das tunesische Städtchen Douz liegt am Rande der Sahara und ist ein wichtiges Anbaugebiet für die Dattel-Sorte Deglet Nour. Hier betreibt die Familie Chibani ihr Unternehmen CCF (Centre de Conditionnement de Fruits), das neben eigenen Dattel- palm-Parzellen einen Verarbeitungsbetrieb mit ca. 40 festangestellten Mitarbeitern umfasst. CCF verarbeitet außerdem Bio-Datteln von drei weiteren Produzenten. Seit 2003 bezieht Rapunzel die süßen Früchte von CCF, seit 2012 ist das Unternehmen HAND IN HAND-zertifi ziert. Anbau der fair gehandelten Bio-Datteln Die Parzellen, von denen die HAND IN HAND- Datteln für Rapunzel stammen, sind zwischen 5 und 50 ha groß und gehören der Großfamilie des 2017 verstorbenen Slaheddine Chibani und seiner Frau Samia Chibani, die das Unternehmen weiter leitet. Somit sind bei CCF sowohl Anbau als auch Verarbeitung und Export in Familienhand. Die reifen Fruchtstände werden mit einer Sichel von der Palme geschnitten. Zur Ernte geht es auf die Palme Zur Ernte im November und Dezember klettern die Arbeiter auf die Dattelpalme, schneiden die Fruchtstände mit einer Sichel ab und reichen sie ihren Kollegen hinab. Diese schneiden die ein- zelnen Rispen ab und nehmen eine erste Quali- tätssortierung der Früchte vor. In Kisten werden die Datteln anschließend in den Verarbeitungs- betrieb in Douz transportiert. Dort werden die Früchte zunächst in einem Kühllager gelagert. Die weitere Verarbeitung – das Trocknen, Sortieren von Hand, Entkernen und Verpacken – erfolgt kontinuierlich über das ganze Jahr hinweg. Somit kann jede bei CCF ein- gehende Bestellung frisch verarbeitet werden. Die Datteln der Sorte Deglet Nour sind ihres ausgezeichne- ten Geschmacks wegen begehrt. Gedüngt wird mit Kompost – aus Mist von der eigenen, 400-köpfi gen Schafherde. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem versorgt die Dattelplantagen mit dem benötigten Wasser. Der bedeutendste Schädling für die Dattel im Anbau ist die Fruchtfl iege. Zum Schutz der Datteln werden die Fruchtstände mit Plastiktüten überzogen. Dies ergibt auf den ersten Blick ein sonderbares Bild, schützt jedoch die Datteln effektiv vor Schädlingsbefall.

14 | HAND IN HAND-Partner Serendipol Bio-Kokosöl aus Sri Lanka Das Rapunzel Kokosöl stammt vom HAND IN HAND-Partner Serendipol in Sri Lanka. Der Verarbeiter und Exporteur für natives Kokosöl ist 100 % bio- und Fairhandels- zertifi ziert. Rund 250 Mitarbeiter sind fest angestellt. Die Kokosnüsse bezieht Serendipol von ca. 1.200 Vertragsproduzenten. 2013, nur zwei Jahre nach erster Lieferung, sind Rapunzel und Serendipol die HAND IN HAND-Partnerschaft eingegangen. Anbau und Ernte Das Anbaugebiet der Kokosnüsse liegt im Be- zirk Kurunegala, dem „Kokosnuss-Dreieck“ Sri Lankas. Die Kokosnüsse werden im Umkreis von ca. 40 km zur fi rmeneigenen Mühle in Kuliyapi- tiya kultiviert. Serendipol unterstützt die Bauern beim Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und stellt Kompost zum Selbstkostenpreis als Teil der Bio- Prämie zur Verfügung. Landwirtschafts-Berater unterstützen und schu- len die Bauern und führen interne Bio-Inspekti- onen durch. Alles, um die wichtigsten Ziele zu erreichen: die Verbesserung der Bodenfruchtbar- keit und der Einkommensverhältnisse. Die Kokosnüsse werden ganzjährig alle 30 bis 60 Tage geerntet. Ein Pfl ücker erntet durch- schnittlich pro Tag etwa einen Hektar. Serendipol-Mitarbeiter H. M. Samantha Ekanayaka bei der Ernte. Das Sammeln und den Transport der Kokosnüsse zur Fabrik organisiert Serendipol. Verarbeitung auf höchstem Niveau Serendipol holt die Kokosnüsse bei den Bauern ab und bringt sie zu einem Lagerplatz. Dort reifen sie einige Tage, bevor sie von der äußeren Schale befreit werden. Dadurch lässt sich nämlich die Schale besser vom Frucht fl eisch lösen. Das hat sogar einen positiven Einfl uss auf die Qualität, denn die Aromen entwickeln sich so besser. Für die auf dieser Insel vorkommenden Sorten hat sich das als ideal herausgestellt. Nachdem die äußere Hülle entfernt wurde, ist die schnelle Verarbeitung jedoch wichtig. Alle Produktionsanlagen, von der Trocknung über Pressung bis hin zur Abfüllung, sind absolut auf europäischem Niveau.

16 | HAND IN HAND-Partner Burkinature Bio-Mangos aus Burkina Faso Burkina Faso Im fruchtbaren Westen Burkina Fasos kultivieren rund 70 Bio-Bauern Mangos für Rapunzel. Die Früchte werden von vier selbstorganisierten Trocknergruppen verarbeitet, viele ihrer Mitglieder sind Frauen. Seit 2000 bezieht Rapunzel die getrockneten Mangos von Burkinature, vier Jahre später wurde der Exporteur ins HAND IN HAND-Programm aufgenommen. Schonend von Hand verarbeitet Mango-Bäume gehören rund um die Stadt Bobo Dioulasso zum Landschaftsbild. Für Rapunzel wer- den sie von Kleinbauern nach ökologischen An- baumethoden bewirtschaftet. Die Trocknung der Früchte liegt oft in den Händen der Frauen. Selbst - organisiert haben sie sich zu Trocknergruppen zusammengeschlossen und kaufen die beliebte Mangosorte Brooks von Juni bis August unter strenger Qualitätsprüfung direkt von den Bauern. Die geernteten Mangos werden gesammelt. Die Mangos werden jeden Tag ausgelesen, um bei optimalem Reifezustand getrocknet zu werden. In den Räumen der Trocknungsanlagen schälen die Arbeiterinnen die Früchte von Hand, schneiden sie und trocknen sie in speziellen Öfen schonend. Die lokale Verarbeitung schafft Arbeitsplätze und trägt zur Entwicklung der Region bei. Die Mangos werden von Hand geschält und geschnitten, bevor sie in den Trockner wandern. Mango – die Königin der Früchte Kultivierte Mangobäume werden meist auf eine Höhe von 5 bis 10 m geschnitten. Für 1 kg getrocknete Mangos benötigt man ca. 15 bis 20 kg frische Früchte. Übrigens stammten Mangos ursprünglich aus dem Nordosten Indiens. Sie gelangten mit portugiesischen Seefahrern im 16. Jahrhundert nach Europa. Heute ist die Frucht in weiten Teilen der Welt zu Hause und gehört zu den wichtigsten Tropenfrüchten. Nur Banane und Orange werden noch häufi ger angebaut. Dazu trägt auch der hohe Gehalt der Mangos an Vitaminen (vor allem Vitamin A) und Mineralstoffen bei.

18 | HAND IN HAND-Partner Topará Bio-Pekannüsse aus Peru Peru An der Westküste Perus, nahe der Kleinstadt Chincha, sitzt Topará. Eine Quelle erlaubt in der wüstenartigen Gegend den Anbau von Bio-Pekannüssen. Plantage und Verarbeitungsbetrieb der Familie Bederski haben 40 Mitarbeiter fest angestellt und beschäftigen darüber hinaus ca. 50 Saison-Arbeitskräfte. Topará beliefert Rapunzel seit 2008, 2011 wurde das Unternehmen HAND IN HAND-zertifi ziert. Das Besondere an Bio-Pekannüssen Der Pekannuss-Baum gehört zur Familie der Walnussgewächse und stammt ursprünglich aus dem Einzugsgebiet des Mississippi in Nord- amerika. Er wird ca. 30 m hoch und entwickelt eine sehr große, ausladende Krone. Die Bäume werden erst in der Baumschule von Topará vor- gezogen und dann in den „Pekan-Obstgarten“ verpfl anzt. Der Anbau der Pekannuss-Bäume ge- lingt ganz im Einklang mit den Bio-Grundsätzen ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pfl anzenschutz- und Düngemitteln. Insekten werden abgesammelt und das Unkraut mecha- nisch in den Boden eingearbeitet. Tiermist und Kompost dienen als Düngung. Ursprünglich stammt die Pekannuss aus Nordamerika. Stolze Belegschaft: Gleich geht eine Ladung Bio-Pekannüs- se auf den Weg zu Rapunzel. Ernte und Verarbeitung Ab Mai oder Juni werden die Pekannüsse vom Baum geschüttelt und von Hand aufgelesen. Nach dem Waschen und Trocknen werden sie manuell geknackt und geschält – das geht ohne Nussknacker, weil die Schale sehr dünn ist. An- schließend werden die Nüsse sorgfältig sortiert und nochmals schonend getrocknet, bevor sie vor Ort für den Export verpackt werden. Die HAND IN HAND- Partnerschaft mit Topará Topará ist ein sehr sozial ausgerichtetes Unter- nehmen. Die Löhne der Arbeiter liegen deutlich über dem nationalen Mindestlohn und dem lo- kalen Durchschnittslohn. Den Transport der Ar- beiter von und zur Arbeitsstätte organisiert und bezahlt Topará.

20 | HAND IN HAND-Partner Anapqui Bio-Quinoa aus Bolivien Bolivien Der Altiplano ist eine baumlose Hochebene in den Anden. Hier, im Westen Boliviens, haben sich rund 2.300 Bio-Bauern zu der Kleinbauern-Assoziation Anapqui zusammengeschlossen. Die Mitglieder sind zumeist Indigene und bauen auf einer Höhe von über 3.500 m Quinoa an. Bereits seit 1995 beliefern sie Rapunzel mit den wertvollen Körnern, seit 1999 als HAND IN HAND-Partner. Neue Perspektiven durch bio-fairen Quinoa Das Anden-Hochland ist ein rauer und karger Lebensraum. Die „Wiederentdeckung“ des Qui - noas eröffnet den Bewohnern des Altiplano neue Möglichkeiten. Bäuerin Felicidad Gonzales, Mitglied von Anapqui, weiß: „Es ist erfreulich, wie sich der Quinoa-Anbau in den letzten Jahren entwickelt hat. Das haben wir dem Bio- Anbau und Fairen Handel zu verdanken. Viele Familien sind aufgrund der guten Perspektiven, die der Quinoa-Anbau heute bietet, hierher zurückgekommen“. Die Quinoa-Fruchtstände sind gesammelt und warten auf das Dreschen. Der Wind des Hochlandes hilft, denn er trennt die Quinoa- Körner von der Spreu. Ökologischer Anbau als Lebensgrundlage Durch den steigenden Bedarf an Quinoa ist es umso wichtiger, einen nachhaltigen Quinoa- Anbau zu praktizieren, um das fragile Ökosystem des Altiplano zu schützen. Anapqui setzt daher auf Bio-Landwirtschaft, die Einhaltung von Ruheperioden nach dem Quinoa-Anbau (Brache) und die Integration von Tierhaltung. Die Lamas liefern einerseits wertvollen Dünger, andererseits stellt der Verkauf von Fleisch und Leder eine weitere Einkommensquelle für die Bauern dar. Die Mitglieder von Anapqui pfl anzen außerdem gezielt natürliche Busch- und Strauchvegetation auf der windigen Hochebene an, um der Erosion entgegenzuwirken.

22 | HAND IN HAND-Partner Sekem demeter-Sesam aus Ägypten Die ägyptische Entwicklungsinitiative Sekem wurde 2003 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Zur Sekem-Gruppe gehört auch Lotus, eine Farm und ein Verarbeitungsbetrieb, der mit rund 20 demeter-Sesam-Bauern zusammenarbeitet. Die Betriebe der Sesambauern liegen zum Teil um die Oase Fayoum (100 km südlich von Kairo) und weiter südlich an den fruchtbaren Ufern des Nils. Rapunzel bezieht seit 1999 demeter-Sesam, seit 2004 ist Sekem/Lotus HAND IN HAND-Partner. Eine der ältesten Ölpfl anzen Sesam, eine der ältesten Ölpfl anzen der Welt, ist eine einjährige, krautige Pfl anze, die eine Höhe von bis zu 180 cm erreicht. Kurz vor der Ausreifung werden die Sesamstängel geerntet, geschnitten und in Horden getrocknet, bis die Kapseln aufspringen. Anschließend werden die Stängel gedroschen, die Körner gereinigt, sor- tiert, erhitzt und abgepackt. Die Samen werden zu Sesamöl verarbeitet, gepresst oder geröstet und dienen als sehr selenreiches Nahrungsmittel auch der Gesundheit. Sesam wie in alten Zeiten Die ägyptischen Demeter-Bauern kultivieren die traditionell in Ägypten angebauten Sesamsorten – selbstredend ohne Einsatz synthetischer Dün- gemittel und Pestizide. Das schont den Boden und die Umwelt ebenso wie die Gesundheit der Bauern und ihrer Familien. Mitarbeiter bei der Sesam-Ernte. Zum Trocknen wird der Sesam bündelweise aufgestellt. Trotzdem erwirtschaften die Bauern ein gutes Ernteergebnis, da sie auf ein kontinuierliches Kompostmanagement setzen und somit die Bo- denqualität stetig verbessern. Der Sesam wird nur im Sommer angebaut. Im Winter werden auf den Feldern Heilkräuter für Sekem kultiviert. Diese Fruchtfolge-Kombination regeneriert den Boden und sichert das Einkom- men der Bauernfamilien. Ein starkes Netzwerk Sekem wurde 1977 von Dr. Ibrahim Abouleish (1937–2017) gegründet. Abouleish gelang es, in Ägypten mit bio-dynamischer Landwirtschaft die Wüste fruchtbar zu machen. Der Name Se- kem bedeutet übersetzt aus dem Altägyptischen „Lebenskraft aus der Sonne“. Heute umfassen die Sekem-Aktivitäten für biologisch-dynamische

24 | HAND IN HAND-Partner Vaniacom Bio-Bourbon Vanille von den Komoren Rapunzel bezieht Bio-Bourbon Vanille von den Komoren-Inseln im Indischen Ozean. Dort sitzt der Verarbeitungsbetrieb Vaniacom mit neun festangestellten Mitarbeitern und neun Saison-Arbeitern. Er arbeitet mit ca. 220 Kleinbauern zusammen. Vaniacom beliefert Rapunzel seit 2001/2002 mit Bio-Bourbon Vanille. Seit 2018 ist Vaniacom HAND IN HAND-zertifi ziert und damit Rapunzels jüngster Fairhandels-Partner. Tägliche Pfl ege der Parzellen Die Kleinbauern pfl anzen die Vanille auf ihren eigenen Parzellen an. Die Stützbäume, um die sich die Vanille – eine tropische Orchideenart – schlingt, wachsen in Mischkultur mit Kokos, Mango, Zuckerrohr, Muskat, Bananen und ande- ren Pfl anzen. Diese dienen den Bauern für die Selbstversorgung. Nur die edle Bourbon Vanille verkaufen sie. Die Bauern müssen jede einzelne Blüte von Hand befruchten. Die Blütezeit erstreckt sich über ei- nen Monat, in dem die Parzellen regelmäßig ab- gegangen werden. Denn eine Blüte ist nur etwa acht Stunden lang geöffnet und verblüht dann bereits wieder! Kein Wunder, dass jeder gewis- senhafte Bauer seine Pfl anzen während der Blü- tezeit zweimal täglich prüft, um diesen wichti- gen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Die Bourbon Vanille wird von Hand bestäubt. Sitti Chihabiddine ist eine tatkräftige und sozial engagierte Unternehmerin. Handarbeit mit höchsten Ansprüchen Verlangen bereits Anbau und Ernte höchste Gewissenhaftigkeit, setzen Fermentierung und Trocknung der Schoten nochmals eins drauf. Zu- erst wird die Vanille fermentiert. Dazu tauchen die Mitarbeiter die Schoten für ein paar Augen- blicke in heißes Wasser. Anschließend werden die Schoten 24 Stunden lang in Kisten gelagert. Dann geht es für die Schoten für mehrere Tage an die Sonne. Im nächsten Schritt ist erst recht Geduld gefragt. Im Lager trocknet die Vanille auf einem Gitter und wird täglich auf Schimmelbildung geprüft – über ein halbes Jahr lang! Zuletzt werden die Schoten für weitere vier Wochen in mit Wachs- papier ausgelegten Kisten verpackt. Wenn auch die letzte Kontrolle keine Beanstan- dung ergibt, bereiten die Mitarbeiterinnen die Schoten für den Export vor.

26 | HAND IN HAND-Partner Honduras Hawit Caffex Bio-Arabica-Kaffee aus Honduras Die tropischen Berglagen von Honduras bieten Kaffeepfl anzen gute Bedingungen. Hawit Caffex ist ein Verarbeitungsbetrieb, der mit zwei Kleinbauern-Kooperativen zusammenarbeitet. Von den rund 300 Bio-Kaffee-Bauern bezieht Rapunzel seit 2010 Arabica-Bohnen. 2015 wurde Hawit Caffex HAND IN HAND-zertifi ziert. Anbau im Hochland Der Hochland-Arabica aus Honduras gedeiht auf 1.000 bis 1.800 m Höhe. Die Bio-Bauern ernten die Kaffeefrüchte von Hand – und pfl ücken nur die reifen, roten Kirschen vom Strauch. Es gibt zwei Methoden, die Kaffeebohnen aus dem In- neren der Kirsche zu holen. Hier wenden die Bauern das sogenannte Nassverfahren an. Nach der Ernte entfernen sie das rote Fruchtfl eisch nach Wässerung mit maschineller Hilfe und trocknen die Kaffeebohnen an der Sonne, bevor sie zur Verarbeitung zu Hawit Caffex gehen. Neben Kaffee haben die Bauern meist noch an- dere Einkommensquellen wie Getreideverkauf oder Rinderhaltung. „Nassverfahren“: Das rote Fruchtfl eisch der Kaffeefrüchte wird entfernt, bevor sie an der Sonne trocknen. HAND IN HAND: Hawit Caffex setzt seine Schwerpunkte auf soziale Aspekte, eine faire Entlohnung und Umweltschutz. Soziale Aspekte im Vordergrund Die Kooperativen unterstützen ihre Mitglieder durch Schulungen zu biologischen Anbaumetho- den und zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit. Auch in die Trinkwasserversorgung, in Auffors- tungsprojekte, Bildungsförderung und ein Sti- pendienprogramm und anderes investieren sie.

28 | HAND IN HAND-Partner Norandino Bio-Arabica-Kaffee und Bio-Kakao aus Peru Dominikanische Republik Peru Der Nordwesten Perus ist eine vielseitige Landschaft. Sowohl im Bergland von Piura als auch im Amazonas-Tiefl and ist die Kooperative Norandino aktiv – eine Dachorganisation mit 26 Basisorganisationen und ca. 6.500 Bio-Kaffee-Produzenten. Seit 2008 beliefert Norandino den handgepfl ückten Kaffee an Rapunzel, seit 2019 auch Bio-Kakao. 2011 wurde die Kooperative HAND IN HAND-Partner. Ein Qualitätsprodukt aus Mischkultur Bei Norandino wird jede reife, rote Kaffee- kirsche von Hand gepfl ückt. Die Parzellen der Kleinbauern, meist um die 2 ha groß, er- innern an einen Wald. Denn die Arabica- Kaffeesträucher wachsen nicht allein, sondern sind zwischen vielerlei andere Gehölze gepfl anzt. Diese Bäume bieten dem Kaffee Schatten und schützen ihn vor Wind, sie liefern den Bauern Nutzholz und Früchte wie Maracuja und Oran- gen. Und die Mischkultur fördert die Gesundheit aller Pfl anzen: Ihre Vielfalt bildet wie im natür- lich gewachsenen Wald ein stabiles Ökosystem. Von Anfang an konsequent Die Kooperative arbeitete von Anfang an mit Bio-Produkten und setzte sich – gegen die Macht großer Weltmarktunternehmen – für fairen Handel ein. Der Zusammenschluss der Kleinbauern und ihre Zusammenarbeit mit Part- nern wie Rapunzel lohnte sich. Mit dem HAND IN HAND-Kaffee erzielen die Bauern bessere Preise und damit bessere Lebensbedingungen. Alle Lebensbereiche in den Anbauregionen profi - tieren davon, und der peruanische Markt an bio- fairem Kaffee wächst. Der Bio-Kaffee wächst in Mischkulturen. Mit der HAND IN HAND-Prämie fi nanzierte No- randino unter anderem eine Pfl anzschule für Kaffee-Setzlinge. Denn die regelmäßige Erneu- erung der Kaffee-Parzellen mit Jungpfl anzen ist wichtig für den Erhalt der Qualität und der Pro- duktivität der Sträucher. Außerdem unterstützt die Dachorganisation ihre Mitglieder mit Anbau- beratung, Kreditvergabe und Investitionen in die Kaffee-Qualität. Seit Sommer 2019 beliefert Norandino Rapunzel auch mit Bio-Kakao.

30 | HAND IN HAND-Partner El Ceibo Bio-Kakao aus Bolivien Ecuador Bolivien El Ceibo war 1987 der erste Rapunzel Lieferant aus Übersee. Mit seinem Bio-Kakao war es Rapunzel damals möglich, die weltweit erste Bio-Schokolade herzustellen. Ursprünglich im Hochland Boliviens heimisch und während einer Wirtschaftskrise umgesiedelt, haben die Kleinbauern ihren Schwerpunkt im tropischen Tiefl and nordöstlich von La Paz , wo sie mit dem Kakao-Anbau begannen. Dem Ökosystem Regenwald nachempfunden Im eigenen Forschungszentrum zieht El Ceibo Setzlinge von Kakaobäumen und anderen hei- mischen Baumarten (Obstbäume, Nutzhölzer). Diese werden sowohl an die Mitglieder der Kleinbauern-Kooperative als auch an Dritte zu günstigen Preisen verkauft – mit dem einfa- chen Ziel, den Bauern Setzlinge verfügbar zu machen, mit denen sie in ihren Anbau-Parzellen verschiedene Nutzpfl anzen anbauen können. Die Kakaobäume und andere Pfl anzen wachsen in Mischkultur (Agroforstwirtschaft). Inspiriert vom natürlichen Ökosystem des tropischen Regen- waldes garantiert dies eine nachhaltige Kultivie- rung und Produktion unterschiedlichster Arten. Rapunzel Besuch bei El Ceibo: Joseph Wilhelm (2. v.r.) und Barbara Altmann besuchen die Baumschule der Koopera- tive. Die Mitglieder von El Ceibo sind zurecht stolz auf das, was sie geschaffen haben. Die Erfolgsgeschichte von El Ceibo El Ceibo verkaufte als erste Kleinbauern-Genos- senschaft neben biologischem Rohkakao auch weiterverarbeitete Halbfabrikate auf dem loka- len wie auch internationalen Markt. Mittlerwei- le produziert El Ceibo seine eigenen Schokoladen und vermarket diese weltweit. Damit können die 1.200 Mitgliedsfamilien der Ge- nossenschaft in Bolivien selbst einen Teil des Mehr- wertes der Verarbeitung abschöpfen.

32 | HAND IN HAND-Partner Serendipalm Bio-Palmöl aus Ghana Costa Rica Im Süden Ghanas sitzt Serendipalm mit einer Ölmühle. Der bio-faire Betrieb hat ungefähr 150 Mitarbeitende, die meisten davon Frauen. Von vier Bauerngruppen mit rund 450 Bio-Bauern bezieht Serendipalm Palmöl und beliefert damit Rapunzel seit 2010. Bereits im Folgejahr wurde Serendipalm zum HAND IN HAND-Partner. Nachhaltig – von Anfang an Auf etwa 1.700 ha bauen die Kleinbauern Palm- früchte im Vertragsanbau für Serendipalm an. Keinerlei Primärwald wurde dafür gerodet. Na- türliche Maßnahmen wie die Düngung durch Erntereste und Leguminosen erhalten die Bo- denfruchtbarkeit. Die Bauern erhalten zudem Schulungen von Serendipalms Agraringenieuren. Unscheinbare Frucht mit viel Gehalt Die Palmfrucht ist ein knorriges Fruchtbündel, das viele nussgroße, rötlich-orangene Palm- früchte trägt. Fruchtfl eisch und Kern bestehen zu fast 50 % aus Öl. Die Ölpalme ist eine ganz- jährige Pfl anze, die Haupterntezeit liegt dabei zwischen Februar und Juni. Die Fruchtbündel werden direkt von Serendipalm abgenommen. In der fi rmeneigenen Mühle wird die Ernte zu Palmrohöl verarbeitet. Die Bäuerinnen tragen die Ernte zur Sammelstelle. Frauen erhalten bei Serendipalm langfristige Perspektiven. Serendipalm – ein Frauenprojekt Das Abzupfen der Palmfrüchte übernehmen Frauen aus der Umgebung, denen sich damit eine feste Einkommensquelle erschließt. Meh- rere qualifi zierte Mitarbeiter kümmern sich aus- schließlich um die Überprüfung und Einhaltung der Anbau- und Verarbeitungsstandards vor Ort. Der Faire Handel bringt viele Vorteile für die Bau- ern und Arbeiter, vor allem bessere Fruchtpreise, Löhne und Arbeitsbedingungen. Die umliegen- den Gemeinden profi tieren von Fairhandels- Projekten für sauberes Trinkwasser, öffentlichen Sanitäranlagen, einem Wohnheim für Kranken- schwestern, Fuß- brücken sowie Straßenbeleuch- tung und Unter- richtsmaterialien für Schulkinder.

34 | HAND IN HAND-Partner Manduvirá Cristallino-Bio-Rohrzucker & Bio-Vollrohrzucker aus Paraguay Im grünen, von Gewässern durchzogenen Tiefl and Paraguays kultiviert die Bio- Kleinbauern-Kooperative Manduvirá mit rund 1.000 Mitgliedern Zuckerrohr. Sie ist die erste Kooperative Paraguays, der es gelang, eine eigene Verarbeitungsfabrik auf die Beine zu stellen. Seit 2011 bezieht Rapunzel Cristallino-Rohrzucker von Manduvirá, inzwischen auch Rapadura Vollrohrzucker. Seit 2014 ist die Kooperative HAND IN HAND-Partner. Brasilien Paraguay Konsequente Kompostwirtschaft Zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit wird organi- scher Dünger in Form von Kompost und Viehdung zugeführt. Gründüngung und Bohnen gewährleis- ten eine ausreichende Stickstoffversorgung der Zuckerrohrpfl anzen. Um Unkrautbildung zu vermeiden, werden ge- trocknete Zuckerrohrblätter zwischen den Reihen ausgelegt. Durch den Anbau in Terrassen und par- allel zu den Hängen verhindern die Bauern Erosion. Sie tritt aufgrund von tropischen Regenfällen sonst gehäuft auf. Naturschutzgebiete und Reservate machen mindestens 7 % der gesamten Eigentums- fl äche der Bauern aus. Bio-Zuckerrohr Anbau und Ernte von Bio-Zuckerrohr ähneln sich bei den verschiedenen HAND IN HAND-Partnern. Das Zuckerrohr wird nicht wie beim konventionellen Anbau üblich vor der Ernte abgebrannt, sondern von Hand geschnitten. Gut ausgestattet mit Schutzkleidung und -schuhen schlagen die Bauern das Zuckerrohr mit der Machete direkt über dem Boden ab. Die zuckerlosen Blätter bleiben als Mulch auf dem Feld. Sie dienen als Erosionsschutz und Gründünger. Die Halmstümpfe des Zuckerrohrs schlagen wieder aus und nach etwa einem Jahr kann die nächste Ernte geschnitten werden. Sechs bis sieben Jahre steht der Bio-Zuckerrohr von Manduvirá in der Regel auf dem Feld, dann Alba Zaracho bei der Feldbegehung: Bis zu mehrere Meter hoch kann das Zuckerrohr wachsen. lässt das Wachstum nach und aus Setzlingen reift die nächste Generation heran. Eine Kleinbauern-Kooperative schreibt Geschichte Bei Manduvirá liegen Anbau, Verarbeitung und Export in der Hand der Kooperative – eine her- ausragende Leistung und ein Novum in Paraguay. Die Maschinenausstattung steht allen Mitgliedern zur Verfügung, erleichtert die Bewirtschaftung enorm und trägt dazu bei, dass der Zuckerrohr- anbau der Kleinbauern wett bewerbsfähiger wird. Zum anderen werden mit der HAND IN HAND- Prämie Sozialleistungen wie Arztbesuche und Kranken- hausaufenthalte fi nanziert. Darüber hinaus wird die Prä- mie für Erziehung und Wei- terbildung, wie zum Beispiel durch Computer-, Sprach- oder Kunstkurse, eingesetzt.

36 | HAND IN HAND-Partner HAND IN HAND-Partner berichten „Würdevoll wirtschaften“ „Wir können Geschichte schreiben“ Santiago Paz López, Verkaufsleiter der Kooperative Norandino „Die Zusammenarbeit mit Rapunzel ermöglicht uns eine würdevolle Arbeit, ein würdevolles Ein- kommen, und gleichzeitig, viele Personen, viele Produzenten unterstützen zu können. Es gibt hier eine sehr wichtige Entwicklung, und wir sagen, dass dieses Gebiet La nueva Colombia, ‚das neue Kolumbien‘ ist, wo es äußerst wichtige Fortschritte in der Entwicklung des Anbaus, der Technisierung, der Steigerung der Erträge, der Produktivität gab. Die Produzenten können in die Instandsetzung ihrer Häuser investieren und ihre Lebensbedin- gungen verbessern. Viele, viele Produzenten ha- ben in die Bildung ihrer Kinder investiert. Als wir unsere Arbeit anfi ngen, war es sehr selten, dass jemand die Universität besuchte. Heute gibt es viele junge Leute, ich glaube, die Mehrheit der Kinder der Produzenten, die die Universität be- sucht haben. Das ist ein sehr interessanter und wichtiger Effekt des Fairen Handels und der Zu- sammenarbeit mit Rapunzel.“ Ada Zárate, Agraringenieurin und Verantwortliche für HAND IN HAND der Kooperative Manduvirá „Der Faire Handel ermöglicht den Kleinbauern Selbstbestimmung. Früher lieferte der Bauer sein Zuckerrohr an eine Zuckerfabrik ab, die vor Ort ein Monopol innehatte. Dann kam die Miete einer Zuckerfabrik mit eigener Organisation der Verarbeitung. Und schließlich der Besitz der eigenen Zuckerfabrik – und damit haben wir die gesamte Prozesskette in unserer Hand. Der Weg dorthin war nicht einfach. Viel Kampf und Hingabe waren nötig seitens der Mitglieder, der Arbeiter, der gesamten Familie. Denn es brauchte viel Arbeit, das Bild zu zerbrechen, dass Kleinbauern nicht Eigentümer einer Zuckerfabrik sein können. Denn in Paraguay ist die Tradition, dass die großen Zuckerfabriken einer Familie oder einer anonymen Gesellschaft den Markt bestimmen und den ganzen Prozess innehaben. Diese ganzen Barrieren zu zerbrechen, die Vorurteile, die Ungläubigkeit der Menschen zu drehen in den Glauben, dass es eben doch möglich ist!“

38 | Der HAND IN HAND-Fonds Wie fi nanziert sich der Fonds? Löwenanteil des HAND Den IN HAND- Fonds bringt Rapunzel ein. Jährlich zahlt der Naturkosthersteller 1 % des Einkaufswertes seiner HAND IN HAND-Rohwaren als Spende an den Fonds. Ergänzt wird der HAND IN HAND- Fonds durch weitere Spenden und Aktionen. Die Spenden fl ießen zu 100 % in die Projekte. Seit der Gründung im Jahr 1998 zahlte der Fonds rund 1,6 Millionen Euro aus für mehr als 360 Projekte in 57 Ländern (Stand Sommer 2019). Wer kann Mittel aus dem Fonds beantragen? Unabhängige Organisationen, gemeinnützige Projekte und Nichtregierungsorganisationen können Gelder bis zu einer Höhe von 5.000 € aus dem HAND IN HAND-Fonds beantragen. Im Frühjahr und im Herbst fi nden jeweils Beratungen über die Zuschussvergaben statt. Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an info@rapunzel.de. Solarprojekt des Love for Life e.V. im Regenwald von Costa Rica

Justina Wilhelm, Tochter von Rapunzel Gründer und Geschäftsführer Joseph Wilhelm, mit der Familie eines Kooperativen- Mitglieds, Tansania Bio-Pionier seit 1974 Das unterscheidet HAND IN HAND von anderen Fairhandels-Programmen Letztlich wollen wir mit Fairem Handel alle dasselbe bewirken: eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsgrundlagen durch den Fairen Handel für möglichst viele Bauernfamilien, Feldarbeiter und Mitarbeitende in Verarbeitungsbetrieben. Gleichzeitig unterscheidet sich das HAND IN HAND- Programm von Rapunzel in einigen Punkten von den Konzepten anderer Fairhandels-Organisationen: HAND IN HAND-Produkte sind zu 100 % bio – von Anfang an. HAND IN HAND erlaubt nicht nur Klein- bauern-Kooperativen, sondern auch Plan- tagen, Verarbeiter-Betrieben oder Export- Unternehmen nachweisbar fairen Handel. HAND IN HAND ist Rapunzels fi rmeneige- nes und gleichzeitig extern und unabhängig kontrolliertes Bio- und Fairhandels-Siegel – und gewährleistet damit maximale Transpa- renz aller Warenfl üsse. HAND IN HAND lebt vom persönlichen Kon- takt zwischen Rapunzel und seinen Partnern und dem direkten Import von ihnen. HAND IN HAND bedeutet jährliche Preis- vereinbarungen über durchschnittlichem konventionellen Marktpreisniveau. Die Kosten für die HAND IN HAND-Inspekti- on und -Zertifi zierung trägt Rapunzel. Umweltfreundlich gedruckt auf 100 % Recycling-Papier mit mineralölarmen Öko-Druck- farben. Chemie- und wasserfreie Druckplattenherstellung. Elektrische Energie für den Druckprozess aus Wasserkraft. Klimaneutrale Druckproduktion. RAPUNZEL Naturkost GmbH · Rapunzelstraße 1 87764 Legau · www.rapunzel.de 7 0 9 1 V , 5 2 7 0 4 4 2 . r N - . t r A , e g a fl u A . 4 1