35 Eine Pilotstudie im Rahmen der »Globalen Glyphosat-Studie« des italienischen Ramazzini Krebsforschungsinstituts (https://glyphosa- testudy.org/de/) zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Glypho- sat kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass »die Exposition gegenüber häufig verwendeten Glyphosat-basierten Herbiziden in Dosen, die als sicher gelten, in der Lage ist, die Darmmikrobiota in der frühen Entwicklung, insbesondere vor Beginn der Pubertät, zu verändern. Diese Erkenntnisse rechtfertigen künftige Studien über mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Glyphosat-basierten Herbiziden in der frühen Entwicklung, z. B. in der Kindheit.« (Qixing Mao, Fabiana Manservisi, Simona Panzacchi et al.: The Ramazzini Institute 13-week pilot study on glyphosate and Roundup administe- red at human-equivalent dose to Sprague Dawley rats: effects on the microbiome, in: Environmental Health 17, 50 (2018), https://ehjournal. biomedcentral.com/track/pdf/10.1186/s12940-018-0394-x) Erick V. S. Motta, Kasie Raymann & Nancy A. Moran konnten nachwei- sen, dass Glyphosat auch bei Bienen eine Veränderung der Darmflora bewirkt. (https://www.pnas.org/content/pnas/115/41/10305.full.pdf) Die Tiermedizinerin Monika Krüger weist auf die Schädigung der Darmflora durch Glyphosat hin. Ihre Vorträge und Folien sind im Internet auffindbar. In einem Beitrag für Public Eye on Science kommt sie zu dem Schluss: »Die beschriebenen Eigenschaften Glyphosat-haltiger Herbizide auf Böden, Umwelt, Menschen und Tiere (Chelator, Bakteriostatikum, Hormonzerstörer, Zytostatikum), die auf den Wirkstoff Glyphosat und auf die verwendeten Penetrationsmittel und anderen Beistoffe zurückgehen, sind ausreichend, ein sofortiges Verbot auf EU-Ebene auszusprechen.« (https://publiceyeonscience.ch/ resources/Monika-Krueger-und-TTIP-Glyphosat.pdf) 36 »Die Krebsforschungseinrichtung der Weltgesundheitsorgani- sation WHO hat im Jahr 2016 Glyphosat als ‚wahrscheinlich krebs- erzeugend für den Menschen‘ eingestuft. Studien aus Schweden, den USA und Kanada an kranken Landwirten, die mit Glyphosat gearbeitet hatten, stärken demnach den Verdacht, dass Glyphosat für Krebs- erkrankungen des Lymphsystems verantwortlich sein könnte. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zweifelt diese Bewertung an und stützt sich dabei zu großen Teilen auf Studien der Industrie – ge- nauer: Es schreibt diese zu großen Teilen schlicht ab. Das BfR arbeitet dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu, das beim europäischen Zulassungsverfahren für Glyphosat feder- führend ist.« (https://www.urinale.org/hintergrund/) 37 Das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR erläutert: »Für die meisten toxischen Wirkungen [von Pestiziden] wird davon aus- gegangen, dass sie einem Schwellenwert unterliegen; d.h. dass ein gesundheitsschädigender Effekt nur eintritt, wenn eine bestimmte Dosis (Schwelle) überschritten wird. […] Um ein gesundheitliches Risiko bewerten zu können, benötigt man neben Angaben zu den to- xikologischen Effekten auch Angaben zur Exposition der betroffenen Personengruppen bei bzw. nach bestimmungsgemäßer Anwendung der Pflanzenschutzmittel. Dazu wird ermittelt, welche Mengen an Pflanzenschutzmitteln bzw. deren Rückständen von Menschen auf- genommen werden können. […] Sofern die Exposition nicht über den errechneten Grenzwerten liegt, besteht kein unannehmbares gesund- heitliches Risiko für Anwender, unbeteiligte Dritte oder Verbraucher.« (https://www.bfr.bund.de/de/risikobewertung_von_pflanzenschutz- mitteln-70187.html) Im Klartext: Die Risikobewertung basiert auf Annahmen und Einschät- zungen, die aufgrund von zahlreichen unsicheren Faktoren getroffen werden; die wissenschaftliche Aussagekraft kann somit nur als »vor- läufig« bewertet werden. 38 Der Statistiker Dr. Werner Wosniok, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen und Mitautor der TIEM-Pestizid-Studie, betont: »Die Studie sagt nur etwas über vor- gefundene Konzentrationen in der Luft. Sie sagt nichts darüber, wie diese Konzentrationen auf den Menschen wirken und auch nichts da- rüber, in welchem Ausmaß sich Stoffe, die in der Luft gefunden wur- den, im Ackerbau-Produkt wiederfinden. Gesundheitliche Konsequen- zen der Luftbelastung sind nur sehr mühsam nachzuweisen, auch wenn ihre Existenz plausibel ist. Gleiches gilt für Schadstoffbelastung in Lebensmitteln. Gründe für diese Schwierigkeit gibt es viele. Sie beginnen mit der Bestimmung der aufgenommenen Menge (deren zeitlicher Verlauf wichtig ist, weil der Körper Konzentrationen (oft) wieder abbaut und das Immunsystem eventuell Gegenmaßnahmen einleitet). Sodann spielt die Beziehung zwischen aufgenommener Menge und Reaktion des Körpers eine Rolle. Solche Beziehungen sind für den Menschen nur für einfache Dosis-Muster und einige Substan- zen bekannt. Die Übertragung der Ergebnisse von Tierversuchen auf den Menschen ist stets problematisch und kann irreführend sein. Die Abschätzung der Wirkung von Cocktails erfordert fast immer eine eigene Untersuchung für jeden Cocktail, die Schlussfolgerung aus der Kenntnis des Verhaltens von Einzelstoffen auf das Verhalten des - 22 -