Rapunzel ist von Anfang an Teil des Bündnisses und unterstützt die Kampagne "Ackergifte? Nein Danke!" und damit auch nachfolgende Generationen gesund leben zu können.
Unsere Motivation: Für Rapunzel gehören strenge Rückstandskontrollen bei allen Bio-Produkten zum Tagesgeschäft. Alle Zutaten für unsere Produkte stammen von Bio-Landwirten, die keine Pestizide einsetzen. Wenn nun vermehrt Pestizide auf Feldern – ob Bio oder konventionell – gefunden werden, ist das 100-Prozent-Bio-Versprechen der Bio-Bauern, -Hersteller und -Läden in Gefahr! Wir wollen daher wissen, woher die Belastungen kommen, und unterstützen aus tiefster Überzeugung die Kampagne "Ackergifte? Nein Danke!".
Aktuelle Informationen zu den Entwicklungen seit Veröffentlichung der Studie finden sie hier. Werden auch Sie jetzt aktiv und helfen dabei, Ackergifte zu verhindern:
Wissenschaftliche Studien zur Pestizid-Belastung
Wesentliche Erkenntnisse über Ackergifte außerhalb des Ausbringungsortes lieferte erstmals die "Urinale". In dieser Studie ließen über 2.000 Freiwillige aus Deutschland ihren Urin untersuchen. Die Ergebnisse zeigten, dass ein großer Teil der Bevölkerung mit Glyphosat belastet ist. In 99,6 Prozent der Proben war das Mittel nachweisbar. Auch Menschen, die sich mit Bio-Produkten ernährten, waren belastet. Daher vermuteten die Forscher, dass die Pestizide möglicherweise über die Atemluft in den Körper gelangen.
Aus dieser Vermutung heraus haben sich Bio-Hersteller, Bio-Fachhändler und zivilgesellschaftliche Organisationen zusammengeschlossen.
Zusammen mit dem Umweltinstitut München wurde eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben. Diese Studie zeigt nun, wie stark die (Atem-)Luft in Deutschland tatsächlich mit Pestiziden belastet ist.
Studie: "Pestizid-Belastung der Luft"
Die wichtigsten Fakten
Bleiben Pestizide wirklich auf den Äckern, auf denen sie ausgebracht werden? Genau das suggeriert uns die Agrarchemie-Industrie seit Jahrzehnten. Doch dieser schöne Schein trügt. Denn bisher wurde der sogenannte Ferntransport von Pestiziden in den Zulassungsverfahren vernachlässigt. Und das obwohl bis zu 35.000 Tonnen Pestizid-Wirkstoffe jährlich in Deutschland verkauft werden.
Die Auswirkungen sind messbar und schockieren. Das zeigt die aktuelle und bislang umfassendste Studie zur Pestizidbelastung in der Atemluft.
Viele giftige Pestizide und ihre Abbauprodukte verbreiten sich in erschreckendem Ausmaß über die Luft, bis in Städte und Nationalparks hinein – weit ab von den Flächen, auf denen sie ausgebracht werden.
Die Studie zur Ermittlung der Pestizidbelastung in unserer Luft untersucht mit Hilfe von technischen Sammlern, Bienenbrot, Filtern aus Be- und Entlüftungsanlagen sowie Rindenmonitoring das Vorkommen von Pestizid-Wirkstoffen – insbesondere Glyphosat – und ihren Abbauprodukten. Die Ergebnise sind besorgniserregend:
- Pestizide sind überall!
138 Pestizid-Wirkstoffe und Abbauprodukte wurden in der Luft nachgewiesen - Glyphosat ist überall!
Glyphosat wurde in allen Regionen Deutschlands nachgewiesen - Pestizid-Cocktail in der Luft!
Rund drei Viertel (73 %) der über ganz Deutschland verteilten Untersuchungsstandorte weisen mindestens 5 und bis zu 34 Pestizide auf - 30 Prozent aller gefundenen Pestizide sind nicht (mehr) zugelassen!
Proben: So wurde gemessen
Untersucht wurden im Umkreis von weniger als 100 bis hin zu mehr als 1.000 Metern Entfernung von den potentiellen Quellen – in Städten und auf dem Land, in konventionellen und Bio-Agrarlandschaften sowie in unterschiedlichen Schutzgebieten.
- neu entwickelte technische Passivsammler
- Filtermatten aus Lüftungsanlagen
- Messungen in Bienenstöcken
Pestizid-Studie mit bedenklichen Ergebnissen
Die umfangreiche Studie „Pestizid-Belastung der Luft“ zeigt, dass Pestizide nicht nur biologisch bewirtschaftete Flächen und Städte belasten, sondern sogar Nationalparks wie den Brocken oder den Bayerischen Wald erreichen.
Pestizide bleiben nicht nur auf den Äckern, wo sie ausgebracht werden, sondern verteilen sich in der Luft. Der sogenannte Ferntransport von Pestizid-Wirkstoffen wird bislang im europäischen Pestizid-Zulassungsverfahren nicht ausreichend berücksichtigt.
Das von der Weltgesundheitsorganisation als 'wahrscheinlich krebserregend' eingestufte Totalherbizid Glyphosat findet sich überall in Deutschland – auch abseits von konventionellen Äckern.
Wir fordern den schrittweisen Ausstieg aus der Anwendung chemisch-synthetischer Pestizide bis 2035
Die EU-Kommission muss bis zum Jahr 2035 schrittweise alle chemisch-synthetischen Pestizide verbieten.
Eine der dringlichsten Forderungen des Bündnisses auf dem Weg dahin: Die Ackergifte, die sich am meisten verbreiten wie Glyphosat, Pendimethalin, Prosulfocarb und Terbutylazin müssen sofort verboten werden. Diese vier Wirkstoffe konnten am häufigsten und weit entfernt von potentiellen Quellen nachgewiesen werden.
1. Verbesserung des Zulassungsverfahrens
Der Ferntransport muss bei der Erst-Zulassung neuer Wirkstoffe berücksichtigt werden. Bereits zugelassene Wirkstoffe müssen hinsichtlich ihres Ferntransports bis 2024 erneut geprüft werden. Wirkstoffe, die weiter als 20 m vom Ausbringungsort nachgewiesen werden, müssen ihre Zulassung verlieren.
2. Sofortverbot
Ein Verbot der in der Luft am meisten verbreiteten Wirkstoffe ist unerlässlich: Glyphosat, Pendimethalin, Prosulfocarb und Terbuthylazin.
3. Pestizid-Monitoring
Die Bundesregierung muss ein jährliches, deutschlandweites Monitoring über die Verbreitung von Pestiziden in der Luft, in Böden, der Vegetation und im Wasser durchführen und die Kombinationswirkung unterschiedlicher Wirkstoffe in der Natur und im Menschen erforschen.
4. Pestizid-Abgabe und Schadensersatz
Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass der Bio-Landbau nicht durch den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden aus der konventionellen Landwirtschaft geschädigt wird. Dafür muss sie ab sofort einen Schadensausgleichs-Fonds einrichten, finanziert durch eine risikobasierte Pestizid-Abgabe.
Die Gründe dafür
Karl Bär, Agrarexperte Umweltinstitut München: „Die Ergebnisse unserer Studie sind schockierend. Glyphosat und andere Ackergifte verteilen sich als wahrer Pestizid-Cocktail bis in die hintersten Winkel Deutschlands. Pestizide landen in schützenswerten Naturräumen, auf Bio-Äckern und in unserer Atemluft. Wir fordern die Bundesregierung auf, umgehend zu handeln und Mensch und Natur besser zu schützen.“
Leonhard Wilhelm, Rapunzel Geschäftsführer unterstreicht: „Mich schockiert sehr, dass Glyphosat und über 130 andere Pestizid-Wirkstoffe in allen Regionen in Deutschland gefunden wurden.
Die Politik muss endlich reagieren und den Einsatz von Pestiziden massiv einschränken. Denn wir haben nur diese eine Welt. Sie soll auch für unsere Kinder und Enkel lebenswert bleiben! Ich sehe die gesamte Erde in all ihrer Vielfalt bedroht und alle, die sie noch bewohnen dürfen.“
Übrigens: Dass eine Landwirtschaft ganz ohne chemische Pestizide funktioniert, beweisen 16.000 Bio-Betriebe in Deutschland seit Jahren.
Mitmachen und Ackergifte verhindern!
Das können Sie tun:
- Informieren Sie sich: Unter https://www.enkeltauglich.bio/ finden Sie die wichtigsten Fakten zu diesem brisanten Thema sowie Details zur Studie. Antworten von ausgesuchten Experten zu Ihren weiteren Fragen zum Thema Pestizide in der Luft finden Sie bei Whispert.
- Bestellen Sie Infomaterial: Unter https://www.enkeltauglich.bio/bestellen/ können Sie die neue Broschüre 8 Wahrheiten über Pestizide, Buttons und Sticker bestellen.
- Aktionsprodukte kaufen: Seit Juni 2021 steht das Bündnis-Display mit Produkten der Bündnismitglieder bei teilnehmenden Bio-Fachhändlern. Dort finden Sie zusätzlich die Infomaterialien des Bündnisses.
- Petition unterstützen: Europaweit können Sie sich gegen den Pestizideinsatz einsetzen mit der Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ (EBI). Mehr Informationen unter www.savebeesandfarmers.eu/deu.
Ackergifte betreffen uns alle!
Unabhängige Studien zu Pestiziden
Glyphosat im Urin: Die Urinale
Von Oktober 2015 bis Januar 2016 hat die Bürgerinitiative Landwende eine »Urinale« durchgeführt. Dabei haben insgesamt 2011 Bürgerinnen und Bürger aus Deutschland ihren Urin auf Glyphosat untersuchen lassen. Diese weltweit größte Datensammlung zur Glyphosatbelastung der Bevölkerung war vollständig privat finanziert worden.
In 2001 von 2009 verwendbaren Proben war Glyphosat nachweisbar – das sind 99,6 Prozent. Lediglich 8 Proben – also 0,4 Prozent – lagen unter der Nachweisgrenze des angewendeten Testverfahrens. Bei 79 Prozent der Proben lag die Belastung 5- bis 42-fach höher als der Rückstandshöchstwert für Pestizide in Trinkwasser – dieser beträgt 0,1 Nanogramm pro Milliliter. Die Urinproben von Kindern und Jugendlichen wiesen die höchsten Messwerte auf.
Rund die Hälfte der Teilnehmenden verzehrten vorwiegend Lebensmittel aus ökologischem Landbau. Doch ihre Glyphosatwerte lagen nur wenig niedriger als diejenigen von Menschen, die sich konventionell ernährten – gleich, ob sie auf dem Land oder in der Stadt lebten.
Wie ist das möglich? Am Essen kann es nicht liegen, denn Bio-Produkte werden streng auf Rückstände kontrolliert. Kann es sein, dass sich Glyphosat – anders, als es die Industrie behauptet –, auf dem Luftweg bis in die Städte hinein verbreitet?
Ackergifte in Bäumen: Die Baumrindenstudie
Bäume lügen nicht! Das unabhängige Institut TIEM Integrierte Umweltüberwachung untersuchte 2018 im Auftrag des Bündnisses für enkeltaugliche Landwirtschaft Baumrinden auf ihre Belastung durch Ackergifte.
Unter den 47 Standorten in Deutschland waren Schutzgebiete, Bio-Anbauregionen und Innenstädte. In den Proben fanden sich über 100 Wirkstoffe, die über die Luft in die Rinde gelangt sein mussten; über ein Dutzend kamen sehr häufig vor. Die Wirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb, die leicht verdunsten, gehören dazu.
Doch auch Glyphosat, ein Feststoff, der sich laut Zulassungsbehörden nicht über die Luft verbreiten dürfte, ist unter den ersten fünf – ein neues und beunruhigendes Ergebnis!
FAQ's
Die meilenweit durch die Luft verfrachteten Pestizide aus der konventionellen Landwirtschaft bedrohen die Biobauern und -bäuerinnen im Umkreis und darüber hinaus. Das macht ihre Arbeit und die Qualität ihrer Produkte zunichte – und zerstört die Lebensgrundlage der ökologisch wirtschaftenden Betriebe.
Deshalb muss die Bundesregierung die Koexistenz von Biobauern und konventioneller Landwirtschaft auch in Zukunft sicherstellen, indem sie Maßnahmen ergreift, die dazu geeignet sind, den Ferntransprot von Pestizid-Wirkstoffen durch die Luft zuverlässig zu unterbinden.
ausgesuchten Experten finden Sie bei Whispert.
Lebensmittel dürfen sich nur „Bio“ nennen, wenn sie und die enthaltenen Rohstoffe kontrolliert biologisch sind. Das heißt, diese müssen den Anforderungen der gesetzlich vorgeschriebenen Bio-Zertifizierung nach EU-Bio-Verordnung entsprechen. Abgesichert wird dies durch jährliche Kontrollen jedes Bio-Betriebes von unabhängigen Inspektoren, sowie durch Analysen der Bio-Kontrollstellen und Rapunzel.
Das unternimmt Rapunzel zusätzlich, um seine Bio-Produkte abzusichern:
Erstens: Rapunzel vertraut auf langjährige und verlässliche Lieferantenbeziehungen. Alle Lieferanten unterziehen sich regelmäßigen Audits. Rapunzel Fachleute besuchen die Partner persönlich vor Ort. Daher haben sie die gesamte Herstellungskette – vom Anbau bis zum verpackten Produkt – im Blick.
Zweitens: Alle Produkte werden mehrfach auf Pestizide geprüft und analysiert. So durchläuft bei Rapunzel Naturkost jede Lieferung von Rohstoffen strengen Qualitätskontrollen und wird mit der Multimethode überprüft. Diese Screeningmethode untersucht auf Rückstände von bis zu 750 Einzelsubstanzen. Für bestimmte Pestizide wie Glyphosat werden zusätzliche Untersuchungsmethoden angewendet, die gezielt eine Substanz nachweisen können.
Drittens: Im konventionellen Anbau werden diverse Pestizide angewendet und es kann z.B. bei ungünstiger Wetterlage durch Drift oder durch Ferntransport über die Luft zu minimalen Einträgen in die Bio-Ware kommen. Diese sehr geringen Mengen können heute analytisch nachgewiesen werden. Allein für Pestizidanalysen wendet Rapunzel jährlich rund 250.000 Euro auf. Dazu kommen zusätzliche Analysekosten, um weitere Rückstände wie Schwermetalle auszuschließen.
Viertens: Rapunzel Naturkost orientiert sich an den besonders strengen Vorgaben des deutschen Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN). Dieser Orientierungswert beträgt für Bioprodukte 0,01 mg/kg für jede Substanz und bezieht sich auf das unverarbeitete Ausgangsprodukt. Die beprobten Produkte dürfen nur vermarktet werden, wenn dieser Orientierungswert eingehalten wird und nicht mehr als 2 Substanzen nachgewiesen werden. Wir hinterfragen aber auch Spuren unter 0,01mg/kg und nur wenn es keine Hinweise gibt, dass gegen die Bio-Vorschriften verstoßen wurde, bringen wir die Produkte auf den Markt.
Zum Vergleich: Die gesetzlichen Rückstand-Höchstwerte für konventionelle Agrargüter sind um ein Vielfaches höher und werden spezifisch pro Produkt und Pestizid angegeben.
Ein Beispiel: Bei konventionellem Hafer beträgt der europäische Rückstandshöchstwert für das Pestizid Glyphosat 20mg/kg. Er ist also 2.000-fach höher als der für Bio-Rohstoffe zugelassene Wert.
Deshalb unterstützt Rapunzel die Studie Pestizid-Belastung der Luft
Aus unserem Alltag bei Rapunzel kenne ich die strengen Rückstandskontrollen, die wir bei unseren Bio-Produkten durchführen, und die wir in dem Maßstab auch beibehalten wollen! Alle Zutaten für unsere Produkte stammen von Bio-Landwirten, die keine Pestizide ausbringen. Wenn nun vermehrt Pestizide auf Feldern – ob bio oder konventionell – gefunden werden, sehe ich das 100-Prozent-Bio-Versprechen der Bio-Bauern, -Hersteller und -Läden in Gefahr! Um dem entgegenwirken zu können, wollen wir wissen, woher die Belastungen kommen, und unterstützen deshalb aus tiefster Überzeugung die Studie.“
Leonhard Wilhelm, Geschäftsführer Rapunzel